Versöhnung: So gelingt Krieg und Frieden
Wie hatte es soweit kommen können? Paulina war die Kaffeetasse aus der Hand gerutscht. „Du passt echt nie auf“, hatte Niklas verärgert gesagt. Und schon ging es rund: „Ich bin die, die immer aufräumt!“ – „Ich helfe sehr wohl!“ – „Ach was, du hängst doch nur im Büro herum!“ Gebrüll, knallende Türen, Stille. Keine Versöhnung in Sicht. Weinend räumte Paulina die Scherben weg und setzte sich mit einem neuen Kaffee aufs Sofa. „Und nun?“, fragte sie sich.
In jeder Beziehung kracht es manchmal. Wenn Menschen einander sehr nahe sind, entsteht immer wieder auch Reibung – schon ist der erste Zündfunke da. Mitunter glimmt er nur kurz, doch manchmal wächst er plötzlich zu einem Feuersturm mit verheerenden Folgen aus. Ist schließlich irgendwann nur noch emotionale Asche übrig, fragen sich beide Partner: Wie versöhnt man sich nach einer Auseinandersetzung?
Streiten kann ein Gewinn für die Beziehung sein
Die Qualität einer Beziehung bemisst sich nicht daran, wie selten man streitet, sondern wie gut die Versöhnung gelingt: Konfliktfähige Partner finden nach einem Konflikt wieder zueinander. Und nicht nur das: Deine Beziehung hat dadurch sogar gewonnen, weil ein Konflikt ausgetragen und – bestenfalls – aus der Welt geschafft wurde, anstatt die Liebe unterschwellig weiter zu belasten. Partnerschaften, in denen es nichts als (scheinbare) Harmonie gibt, sind gefährdeter als solche, in denen es mitunter heftig blitzt und donnert. Gewitter reinigen die Luft, allerdings nur, wenn die Paare nach dem Streit nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen als wäre nichts gewesen.
Wie aber gelingt eine Annäherung? Wir liefern dir zehn entscheidende Schritte auf dem Weg zur Versöhnung.
1. Emotionen abkühlen lassen
Solange die Gemüter vom Streit noch erhitzt sind, ist eine echte Versöhnung nicht möglich. Würde man in diesem Zustand miteinander reden, wäre eine Neuauflage des Konflikts nur eine Frage der Zeit. Ob du dir nun die Wut aus dem Leib schreist, dich im Zimmer einsperrst oder eine Freundin kontaktierst, spielt keine Rolle – Hauptsache, du hast die Chance, für dich zu sein. Und zur Ruhe zu kommen.
2. In sich hineinhorchen zur Versöhnung nach einem Streit
Wieder nüchtern geworden, geht es in die Reflexion: Worum ging es tatsächlich bei dem Streit? Oft steht etwas ganz Anderes hinter der Lappalie, über die man sich so geärgert hat. Fühlt sich einer der Partner ungerecht behandelt, im Stich gelassen, überfordert? Sei ganz ehrlich: Was erwartest du eigentlich von deinem Partner? Und was könnte er von dir wollen? Was brauchst du, was braucht womöglich dein Partner für eine Versöhnung?
3. Den ersten Schritt machen
Ein ganz heikler Punkt, denn hier gilt es, den Stolz beiseite zu schieben, über die eigene emotionale Verletzung hinwegzusehen und auf den Partner zuzugehen. Wenn beide zu dickköpfig dafür sind und sich lieber trotzig zurückziehen, wird es keine Versöhnung. Der Liebende gibt nach!
4. Einen Rahmen schaffen
Du fragst dich: Wie sollen wir uns nach einer heftigen Diskussion wieder versöhnen? Auf jeden Fall sollte das Gespräch nicht zwischen Tür und Angel stattfinden. Deck den Tisch besonders schön, schaffe ein gemütliches Ambiente. Manchen Paaren hilft es auch, wenn die Versöhnung auf neutralem Boden stattfindet – in einem edlen Restaurant ist die Hemmung größer, erneut laut zu werden oder der Situation zu entfliehen. Vielleicht findet ihr auch ein Versöhnungsritual – gemeinsam auf einer Bank mit Ausblick setzen, zusammen wandern gehen oder ähnliches.
5. Sich entschuldigen
Nörgeleien und Diskussionen in einer Beziehung sind auch deshalb so schmerzhaft, weil der Partner ziemlich gut weiß, wo es wirklich wehtut. In der Regel gibt es nach so einer Auseinandersetzung nicht nur einen Verwundeten, sondern beide haben ihre Wunden davongetragen. Geh in die Offensive, entschuldige dich ehrlich und aufrichtig für das, was du gesagt oder getan hast. Erst damit ist die Basis für eine Versöhnung geschaffen.
6. Körperkontakt suchen
Bau Nähe auf, entweder direkt über Versöhnungssex oder indem du etwa die Hand auf den Arm des Partners legst oder seine Hand hältst. Bei Berührungen und Umarmungen schüttet der Körper das Wohlfühlhormon Oxytocin auf, das Stress abbaut und ein angenehmes Gefühl erzeugt – die beste emotionale Voraussetzung für eine Versöhnung nach einem Streit.
7. Sachlich bleiben bei der Versöhnung
Jetzt gilt es, nicht erneut emotional Zunder beizugeben, sondern so kühl und sachlich wie möglich zu bleiben. Rede in Ich-Botschaften, mach bei der Versöhnung klar, was in dir vorgeht seit dem Streit: „Es tut mir weh, wenn du…“. Vermeide Schuldzuweisungen („Nur, weil du…“), Pauschalierungen („Immer machst du…“) und das Eröffnen von Nebenkriegsplätzen („Außerdem hast du…“). Hör dem Partner zu, ohne ihn zu unterbrechen. Lass seine Kritik stehen, ohne dich zu verteidigen.
8. Kompromisse anbieten
Eine Versöhnung ist immer auch eine Verhandlung: Du willst dies, dein Partner das – was könnte eine für beide tragfähige Lösung sein? Bestenfalls hast du dir schon vor dem Versöhnungsgespräch Gedanken gemacht, wie ein Kompromiss für dich aussehen könnte. Geh auch durchaus mit Verhandlungsmaterial ins Gespräch („Wenn du… dann ich…“). Wichtig ist, dass beide Partner einen Schritt aufeinander zugehen. Setzt einer von beiden seine Ideallösung zu 100 Prozent durch, geht der andere als Verlierer vom Feld – und der nächste Streit ist vorprogrammiert. Und gib keinesfalls „um des lieben Friedens willen“ nach, bevor du zufrieden mit dem Kompromiss bist. Dann werdet ihr nach einer Auseinandersetzung wieder zueinanderfinden.
9. Plätze tauschen
Wenn ihr feststeckt bei der Versöhnung nach einem Streit, versuche es einmal damit: Wechsel die Plätze, schlüpfe in die Rolle deines Partners und versuche die Situation mal aus seiner Perspektive zu sehen. Mitunter verstehst du dann besser, worum es dem Partner tatsächlich geht.
10. Versöhnen und verzeihen
Wenn du dich versöhnen willst, darf das gegenseitige Verzeihen nicht fehlen. Vergebt euch ehrlich die Verbalverletzungen im Konflikt. Das bedeutet vor allem, dass tatsächlich ein Haken dahinter gemacht wird. Und nicht, dass du das Gesagte dem Partner bei Bedarf erneut vorwerfen darfst.
Fazit: Sieh die Versöhnung als Chance zur Festigung deiner Beziehung
Wenn eine Beziehung nach einem Streit zerbricht, dann liegt das in der Regel nicht am Konflikt selbst, sondern an der fehlenden Versöhnung. Erst hier beweist sich, wie ernst es den Partnern mit der Liebe ist – seid ihr bereit, der Partnerschaft zuliebe nach Lösungen zu suchen und Kompromisse einzugehen? Nach einem Streit wieder zueinanderzufinden setzt voraus, dass ihr den eigenen Stolz vergesst und auf den Partner zugeht. Eine gelungene Versöhnung festigt am Ende eure Beziehung und macht euch Mut. Denn nun habt ihr erlebt, dass ihr gemeinsam mit dem Partner Probleme lösen könnt.
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